Das Leben ist bekanntlich weder ein Ponyhof noch ein Wunschkonzert! Trotz zuletzt rückläufiger Zahlen werden in Deutschland früher oder später immerhin noch über 40% aller Ehen geschieden. Alles andere als rückläufig ist die Menge der alleinerziehenden Väter, sie sind die am stärksten wachsende gesellschaftliche Gruppe. Das ist aber nur reine Statistik und warum sollten auch Kinder immer wie selbstverständlich bei der Mutter leben? Das Glas ist halbvoll, nicht halbleer – Mann muss nur wollen.
Wenn Frauen, die Gleichstellung fordern, muss die dann nicht bitte auch für Männer, respektive Väter, gelten? Natürlich! Und es sind einerseits die Gerichte, die aus verschiedenen Gründen immer öfter dem Vater das Sorgerecht zusprechen. Und es sind andererseits die Kinder, die vermehrt den Wunsch äußern, bei Daddy wohnen zu wollen.
Ok, alles gut bis hier hin, oder? Leider nicht, denn das Gejammer alleinerziehender Väter übertönt mühelos den Ausruf, den ich eigentlich hören will:
Die Kids machen keine Arbeit, sie sind höchstens eine Herausforderung, die es anzunehmen gilt! Und nichts ist lobens- und lohnenswerter, als möglichst viel Liebe, Wärme, Zeit, Aufmerksamkeit und das notwendige Geld in sie zu investieren!
Sternzeichen unpassend
Zugegeben, die meisten AEVs, also alleinerziehenden Väter, haben sich weder diese Lebensform noch den schmierigen Weg dorthin gewünscht. Meistens verlaufen Trennungen und Scheidungen nicht sonderlich rosig, eher wie der berühmte Rosenkrieg. Die Trennungsgründe haben sich über die Jahrzehnte kaum verändert: Sie hat einen Neuen, ist auf demEgo- und/oder Selbstverwirklichungs-Trip oder schlicht durchgeknallt. Ein hier besser namenlos bleibender Ex-Mann skizzierte die Beweggründe für das Aus mit den blumigen Worten: „Meine Ehe zerbrach wegen unserer unterschiedlichen Sternzeichen. Ich bin Schütze – und sie ‘ne Schlampe!“ Das Gericht sah das interessanterweise ähnlich und begründete so die neue Familien- und Haushaltskonstellation Vater-Tochter-Sohn, die von heute auf morgen u.a. völlig neue Organisationsstrukturen nötig machte.
AEVs müssen sich im durchschnittlichen Normalfall nämlich komplett neu aufstellen, denn in der Regel arbeiten sie in Vollzeit. Alleinerziehende Mütter leiden sicherlich auch nicht unbedingt unter Langeweile oder Unterforderung, aber sie sind sehr häufig gar nicht so allein, wie sie es gerne darstellen: Da gibt es die Oma mit viel Zeit, die mitfühlende Erzieherin oder Lehrerin, die nahezu aufdringliche, weil kinderlose Nachbarin, die mittlerweile befreundete Ex-Tagesmutter, die ledige Flötenlehrerin – und nicht zuletzt, fast vergessen, den Vater des Kindes. Frauen erfahren häufig ein gesellschaftlich einstudiertes, fast reflexartiges Mitgefühl aus ihrem sozialen Umfeld und die entsprechenden Hilfen.
No Security
Väter hingegen sind plötzlich von Hobby-Skeptikern und natürlich -innen umzingelt, die ihnen Beruf, Haushalt und liebevolles Vatertum nicht zutrauen, weil sie Unterstützung in dieser Form eben nicht erfahren. Sie werden im Vergleich zur Mama in deutlich gesteigertem Maße beäugt und beobachtet und bleiben meist eine One-Man-Show ohne Netz und doppelten Boden. Aber ist das ein Grund zu jammern? Nein, ist es nicht! Mit der richtigen Sichtweise und Einstellung relativieren sich die Dinge fast schneller als die Frau weg war:
Kümmert sich die Mutter nicht, quatscht Dir auch keiner doof in die Erziehung rein! Die Kids werden nicht vom Mama-Helikopter ins Klassenzimmer geflogen, sondern lernen früher, eigenverantwortlich zu handeln. Da muss auch mal im Haushalt angefasst werden, wo das Backen nicht mit dem Teig naschen endet, sondern mit dem Abwasch. Der Sturz vom Fahrrad endet nicht in der Notfallambulanz, sondern mit einem Pflaster. Bei Dir werden keine Waschlappen groß gezogen, dafür junge, handlungsfähige Menschen mit Empathie, Grips und gesteigerter Sozialkompetenz.
Ich lese in diesen Jammer-Foren von alleinerziehenden Männern immer und ausschließlich nur, dass das alles so anstrengend ist. Ja, das ist es, aber dafür sind wir schließlich Männer! Anpacker! Macher! Und: Gelebte Verantwortung muss mit einer gewissen Gelassenheit einhergehen. Wenn Dich das Jugendamt erstmalig anruft, weil die Mutter Deine Sorgfalt und Kompetenz anzweifelt, ärgerst und rechtfertigst du Dich noch. Schon beim zweiten Anruf fasst Du Dich kurz: „Keine Zeit, sorry, muss mich um die Kinder kümmern!“ Dass sie schon wieder keinen Unterhalt gezahlt hat, erwähnst Du gar nicht, dauert einfach zu lange.
Mann ärgere Dich nicht
Ignoriere unbedingt die begleitenden, kruden, linksdrehenden-Soja-Öko-Scheiß-Pädagogen-Ratschläge aus der Verwandtschaft und von gemeinsamen Bekannten Deiner Ex und Dir. Setze Dich einfach nicht mit diesem Gequatsche auseinander! Die Kinder leben bei Dir, weil sie sich bei Dir wohlfühlen und finden, dass Du cool bist. So einfach ist das! Nutz‘ die Zeit sinnvoller und denke auch mal wieder an Dich – ein cooler, relaxter Vater ist auch ein guter Vater. Kinder haben zwar Priorität, aber Du hast auch ein Leben neben den Kindern, Du musst nur gewillt sein, es auch zu führen.
Die Politik muss schnellstens lernen, dass die berühmte Vereinbarkeit von Familie und Beruf eben nicht nur Familien- und Frauensache ist, sondern auch AEV-Sache. Und Du wirst erst wieder lernen müssen, dass man sich mit Frauen auch ohne Anwalt unterhalten kann. Aber das geht, da draußen laufen tolle Frauen rum. Aber wenn Du nur zu Hause sitzt und jammerst, ist so nützlich wie ein Igel zum Arsch abwischen. Du könntest einfach mal die Flötenlehrerin anrufen.
Frag die Hundesöhne gerne zu diesem Artikel. Dann musst Du aber auch mit der Antwort leben können!
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