Wer das Glück hat, eine eigene Putzfrau beschäftigen zu können, hat zweifellos ein entspanntes Leben. Meistens ist das eine freundliche Dame, im fortgeschritten Alter und buchstäblich mit allen Wassern gewaschen. Wenn sie da war und du die Tür aufschliesst, dann riechst du schon diesen angenehmen Geruch aus Holzbodenreiniger und Zitronenduft. Alles blitzt und ist aufgeräumt. Die Kissen liegen ordnungsgemäß und mit einem interessanten Knick auf dem Sofa. Um es kurz zu machen: Ich habe sie wirklich geliebt.
Dann kam der Tag an dem sie mir mitgeteilt hat, dass sie aus familiären Gründen nicht mehr kommen kann.
Familiäre Gründe? Was soll das denn heissen? Bin ich etwa keine Familie? Was soll ich denn jetzt machen?
Nachdem ich diesen tiefen emotionalen Schock verdaut hatte, machte ich mich auf die Suche nach einer neuen Putzfrau:
Die ersten beiden Damen die sich vorstellen, können leider überhaupt kein Deutsch. Nicht dass mich das stören würde, aber selbst die einfachsten Arbeitsanweisungen avancierten zu echten Herausforderungen. Die Dritte aber schien OK zu sein, also testen wir das mal..
Als ich dann abends die Tür aufschliesse und mich auf den gewohnten frischen Geruch freute, rieche ich nichts. Ok, denke ich, sie hat vielleicht ein anderes Putzmittel genommen.
Ich sehe sofort, wie sie meine gleichfarbigen Spülpads die ich, um sie auseinander zu halten, immer an unterschiedliche Plätze lege, alle auf einen Haufen drapiert hat. Prima, denke ich, die musst du jetzt erstmal alle waschen, denn ich weiss jetzt nicht mehr was für was war.
Ich gehe nach oben und suche überall. In meiner Verzweiflung öffne ich sogar die Schränke. Dort stoße ich dann auf einen irritierenden Anblick. Mein kompletter Schrankinhalt ist neu gefaltet und anders angeordnet. Und das ist noch nicht alles. Es gibt, zwischen allen neuen Kleidungshäufchen, nagelneue Klamotten, die ich noch nie im Leben gesehen habe.
Was zum Teufel ist das denn, denke ich so. Hat sie mir neue Klamotten gekauft? Und plötzlich durchzuckt es meinen Kopf. Sie wird doch nicht… Ich rennen runter, öffne die Haustür und schaue in der gelben Tonne nach. Oh, Oh, ich finde dort haufenweise Papier (was da nicht reingehört) UND eine Menge kleiner durchsichtiger Plastikbeutel, die ganz offenbar von neuen T-Shirts stammen. Ich werfe einen ängstlichen Blick in die Papiertonne und meine Vermutung bestätigt sich. Ein Zalando-Karton.
Die hat doch tatsächlich meine Zalando-Lieferung angenommen und alles ausgepackt, zusammengelegt, in den Schrank geräumt und dann die Verpackung, inklusive aller darin befindlichen Papiere entsorgt. Ich fasse es nicht. Den Retourenschein finde ich mit den Überresten der Kastanienmänner des Imperators in der grauen Restmülltonne. Garniert mit abgelaufenem Joghurt und der Rinde eines reifen Appenzellers. Ich koche vor Wut und überlege, ob Zalando die Klamotten trotz zerstörter Verpackung noch zurücknehmen muss, als ich Geräusche aus dem Keller höre. Ich schnappe mir mein großes Küchenmesser und öffne vorsichtig die Kellertür. Ich höre ein Rumpeln. Das ist doch die Waschmaschine! Wieso? Ich habe die doch nicht angestellt, oder? Ich gehe runter und schaue nach. Die Waschmaschine schleudert und befindet sich in den letzten Zügen. Die Spannung steigt, denn ich frage mich was sie denn da gewaschen hat.
Nachdem das Waschprogramm beendet ist, öffne ich das Bullauge. Im Inneren der Maschine befinden sich u.a. zwei Putzlappen. Sie hat ganz offenbar mit zwei Putzlappen das ganze Haus geputzt!? Ich bete, dass die Küche vor dem Klo dran war, aber wie will man das jetzt noch herausfinden. Neben den beiden Putzlappen waren auch noch ein paar meiner Boxershorts und zwei Badehandtücher drin. Sie wäscht allen ernstes die dreckigen Lappen, mit denen sie die Toilette geputzt hat zusammen mit meinen verdammten Unterhosen und meinen Badehandtüchern? Geht’s noch?? Und natürlich lief das alles nicht auf dem Hygiene-Programm, sondern schön auf 40°. Da hatten weningstens die Bakterien eine hübsche Party.
Ich überlege, ob ich die Klamotten im Garten verbrenne, schliesslich habe ich ja gerade unfreiwillig eine komplette Ladung neuer Klamotten von Zalando erstanden. Zum Teil sogar drei mal die gleichen Klamotten in unterschiedlichen Größen. Das ist jetzt alles meins.
Ich versuche mich von diesem ganzen Irrsinn nicht herunterziehen zu lassen und genehmige mir eine Gläschen Rum, esse etwas, will Fussball schauen, finde die Scheiss-Fernbedienung nicht, vergesse Fussball und gehe ins Bett.
Am nächsten Morgen stehe ich auf, gehe duschen, stelle fest, das sie meine Shampoo-Flasche weggeschmissen hat, obwohl ich da noch mindestens 3-4 Tage mit ausgekommen wäre, trete dann aus Versehen auf meine Boden-Abflussschiene, seines Zeichens ein Edelstahlrahmen mit eingearbeiteter Bodenfliese, welche mit 4 Plastikstützen stabilisiert wird, um dann festzustellen, dass der Putz-Anti-Christ die zwei mittleren kleinen Plastikstützen nach der Reinigung offenbar nicht mehr reinbekommen und daher entsorgt hat. Ich merke wie die Schiene mangels der mittleren Stützen in Zeitlupe nachgibt. Die Fliese in der Schiene, von der ich keine Ersatzfliese mehr besitze, bricht. Mein Bein hat dadurch keinen Halt mehr, sackt weg und ich ich fliege der Länge nach, nackt, in meiner Dusche voll auf die Fresse.
Als ich wieder zu mir komme, überlegte ich, ob ich ihr ein umgedrehtes Kreuz auf die Stirn tätowieren, die Haut abziehen, oder sie mit Kastanienmännchen steinigen soll.
Nach kurzer Überlegung habe ich sie dann angerufen und ihr mit einer melancholisch-freundlichen Stimme erklärt, dass ich leider aus familiären Gründen momentan keine Putzfrau mehr beschäftigen kann.
Wer wird sich denn mit Luzifer höchstpersönlich anlegen? Ich jedenfalls nicht.
Frag die Hundesöhne gerne zu diesem Artikel. Dann musst Du aber auch mit der Antwort leben können!
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