Foto:Kevin Mazur/Getty Images
Die Alkoholsucht besiegte er. Der Krebs besiegte ihn. Nichts und niemand sonst konnte ihm das Wasser reichen. Eddie Van Halen, geboren am 26. Januar 1955, starb am 06. Oktober 2020 nach langem Kampf gegen die Krankheit. Sein musikalisches Erbe ist nicht groß, es ist riesig. Gigantisch. Die Hölle muss er nicht fürchten – er war ein himmlischer Gitarrist und ein feiner Mensch.
Die Liste der großartigen Gitarristen ist lang. Die Liste der einflussreichen Gitarristen ist deutlich kürzer. Beschränkt auf Rock n’ Roll, Rock und Hard Rock fallen zurecht Namen wie Chuck Berry, Keith Richards, Jimi Hendrix, Eric Clapton, Jimmy Page, Angus Young und Slash, um nur einige zu nennen. Eddie Van Halen aber war nicht einfach nur großartig und einflussreich für unzählige Anfänger und Größen, sondern in vielfacher Hinsicht eine Eruption, eine Ikone.
Für eine musikwissenschaftliche Abhandlung ist hier kein Platz. Gesagt werden muss aber, dass Edward Lodewijk Van Halen nicht weniger als ein Erfinder war. Sein Tapping war eine der größten Innovationen des Gitarrenspiels. Das von ihm erdachte, fixierte Tremolo verhinderte das schnelle Verstimmen seiner sogenannten Frankenstrat, einer eigenhändig modifizierten Fender Stratocaster – und wird bis heute von vielen Herstellern sehr ähnlich gebaut.[breaker]Wenngleich nahezu alle Songs offiziell von der gesamten Band geschrieben wurden, als Komponist und Arrangeur prägte er Van Halen nicht minder. Besonders auf den ersten Alben, gefühlt bis einschl. Diver Down, sind seine manchmal unkonventionellen, aber immer griffigen Arrangements hörbar. Seine Riffs und Hooks sind legendär. Die einzigartig klingenden Backing Vocals verdankte die Band hauptsächlich ihrem Bassisten Michael Anthony, aber selbst dieser Wiedererkennungsfaktor hätte ohne Eddie’s Stimme nicht funktioniert.
Eddie hatte, was den meisten Gitarristen fehlt – einen eigenen Stil, einen eigenen Sound, einen ureigenen Ton. Und er vereinte mehr als jeder andere den Rhythmus- und Leadgitarristen in Personalunion. Rhythmisch sparsam, reduziert und immer songdienlich, solistisch brillant, irrwitzig und unerreicht – das viel zitierte ‘missing member of Van Halen‘ fehlte gar nicht, Eddie war es.
Folgerichtig wählten ihn die Guitar World-Leser im Oktober 2012 zum besten Gitarristen aller Zeiten, das Magazin Guitar Player hatte Eddie da längst mehrfach zum besten der Welt gekürt. Der Rolling Stone führt ihn auf der Liste der besten 6-Saiter auf dem achten Rang. Unter allen Gitarreros aller Genres wohlgemerkt.
Sogar sein Auftreten, ob auf der Bühne oder in seltenen Interviews, war bemerkenswert. Im Gegensatz zu diversen Kollegen war Eddie immer ein Sunnyboy, der auf das aufgesetzte Image des grimmigen Metal-Heros durchweg verzichtete. Ein feiner Kerl, ein guter Typ, der bei Garten-Partys auch mal spontan zur Klampfe griff. Star-Allüren waren seine Sache nicht. Er brauchte kein Image, er stand für sich selbst.
Im Alter von 65 jahren ist Eddie nun von uns gegangen. Sohn Wolfgang, zuletzt Van Halen-Bassist, verliert seinen Vater, den er als tollen Menschen beschrieb. Alex Van Halen, Van Halen-Drummer, verliert seinen Bruder und einen kongenialen Musiker. Die Rock-Welt verliert einen ihrer letzten echten Star-Gitarristen und einen herausragenden Künstler – vergessen wird sie Eddie sicher nicht.
Frag die Hundesöhne gerne zu diesem Artikel. Dann musst Du aber auch mit der Antwort leben können!
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